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Sonntag, 8. Januar 2012

Unser Kennenlernen Teil 2 - Sicht Honigmädchen

Das Ganze könnte auch die Überschrift "Wozu Arbeitslosigkeit gut sein kann" tragen.
Denn im Grunde haben wir uns deshalb kennen gelernt, durch meine Arbeitslosigkeit und den Wunsch doch bitte, bitte wenigstens wieder einen 1 €uro Job zu bekommen.

Nach Äußerung dieses Wunsches auf dem Amt, ging es eigentlich ganz schnell. Wieder zu Hause angekommen, hatte ich bereits die Nachricht auf dem AB das meinem Sachbearbeiter doch eine Stelle für mich eingefallen sei und die Nummer der zuständigen Dame, die ich doch mal direkt anrufen solle.
Ui. Das ging mir ja schon fast zu schnell. Und worum gehts überhaupt?
Ich habe also angerufen und hatte 2 Tage später bereits ein Vorstellungsgespräch. Und es verlief gut. Sehr gut sogar, würde ich mal sagen, ich hab ja direkt anfangen dürfen *lächel*
Ab da arbeitete ich also in einem Sozialkaufhaus, im Lager, wie auch im Verkauf.
Ich habe noch direkt am Tag des Vorstellungsgesprächs angefangen mich etwas einzuarbeiten und mit zu helfen.
Blieb also direkt noch knapp 2 Stunden und reinigte gespendete Kaffeemaschinen (nicht lecker, übrigens).
Meine weiblichen Kolleginnen hatte ich kurz kennengelernt, dass es noch einen Mann geben sollte bekam ich nebenbei gesagt. Schön, für gewöhnlich komme ich mit Männern immer weitaus besser zurecht, als mit Frauen.

Ich stand also an der Spüle, mit dem linken Unterarm im Wasser, mit dem rechten im Wassertank einer Kaffeemaschine, also jemand durch die Küchentür polterte, einen großen Rucksack abstellte und die Chefin (bei der ich das Gespräch hatte und die nur einmal wöchentlich da ist) begrüßte.
Ich wurde vorgestellt, er wandte sich zu mir, grinste und sagte: "Aha, du bist also die Neue und kommst jetzt öfter!" Dann wollte er mir die Hand schütteln, stellte aber fest, dass das jetzt nicht so gut geht und schüttelte mir stattdessen den Ellenbogen.
Dann zog er die Jacke aus und war auch schon wieder zur Tür heraus.
Und ich grinste vor mich hin und dachte: Den mag ich jetzt schon gern.

Die Tage danach werkelte ich im Lager und bekam ihn so gut, wie gar nicht zu Gesicht (eine Kollegin nannte ihn später mal "unsere Möbelmaus", weil er immer durch den Laden, um die Möbel herumstreicht, oder neue zum Aufbauen aus dem Lager holt und sonst manchmal lang nicht zu sehen ist, wenn er nicht grad verkauft, finde das sehr niedlich passend *lach*). Dann hatte ich erstmal eine Woche Urlaub (war ja schon lang vorher alles geplant und gebucht gewesen, daher wurde mir das netterweise möglich gemacht).

Als ich wiederkam, begann ich etwas mehr im Laden selbst zu arbeiten, Ware auszuzeichnen und einzusortieren. Daher lief ich ihm nun öfter über den Weg und siezte ihn immer höflich, wenn ich nicht drum herum kam (meistens versuchte ich mich da heraus zu winden). Ich duzte zwar alle anderen, die hatten mir das auch direkt gesagt, nur eben ihn nicht und da war ich mir auch unsicher. Konnte ich ihm das "Du" anbieten, sollte ich ihn weiter siezen, wie nun? Zumal ich gestehen muss, dass ich (ich kann wirklich sowas von überhaupt nicht schätzen) ihn auch noch für etwas älter hielt, als er ist und es einfach unhöflich gefunden hätte einfach so "Du" zu sagen. (Ich denke allerdings, er hielt mich am Anfang sicherlich auch für jünger, als ich wirklich bin. Zumal das interessanterweise alle taten. Ich würde halt viel jünger aussehen. Tja...)
Das wurde mir aber dann doch schnell zu dumm, ich konnte ja nicht immer versuchen, ihn gar nicht anzusprechen, damit die möglicherweise falsche Ansprache nicht auffiel. Also nahm ich all meinen Mut zusammen und sprach ihn an, musste ihn eh irgendwas fragen. Da fragte ich auch gleich, ob ich "Sie" sagen soll, oder "Du" sagen kann.
Ich glaube, er war völlig irritiert, so hat er mich zumindest angesehen und ich kam mir so unsagbar dämlich vor in dem Moment und hab gedacht, der Mann hält dich jetzt für völlig leer im Hirn.
Und dann fragte er auch noch, was ich den zu denn anderen sage und ich dachte nur "yeah, er will eigentlich gar nicht, dass ich du sage".
War aber nicht so, er hatte nur Bedenken, wenn er der einzige wäre, den ich duze.

Am Tag danach tauschten wir Mädels Facebook-Namen und Internetadressen aus und er gesellte sich dazu und ich erfuhr, dass er einen eigenen YouTube-Kanal hat, auf dem er seine Videos veröffentlicht.
Ich fand das wirklich cool, ließ mir erzählen und schaute mir zu Hause auch direkt einige seiner Videos an (vor allem die mit/über Tiere/n).
Am nächsten Tag erzählte ich ihm davon und wir diskutierten seine Videos und er war ganz verwundert, dass ich mir die anscheinend wirklich angesehen hatte. (Süß. Aber wenn ich sag, ich gucke die, gucke ich die auch und ich hab die gern gesehen.)

Ab da unterhielten wir uns immer mehr, witzelten auch vorsichtig herum (noch austesten, wie ist der Humor des anderen).
Wir kamen auf die Musik zu sprechen, die ich gerne hörte und auf Mittelalter-Musik, die einen großen Teil davon ausmacht.
Die Richtung gefiel ihm auch, einige Bands sagten ihm sogar was.
Das fand ich toll.
Er war einfach insgesamt locker und offen interessiert.

Dann kam der Tag an dem ich Feierabend hatte und er gerade Pause.
Wir kamen wieder ins Gespräch, setzen uns irgendwann auf eine Couch und redeten und redeten. Über Mittelalterbands, über Ausflugsziele, bis hin zu unserer Vergangenheit.
Ich gehe mit dem meisten daraus ziemlich offen um und nachdem ich etwas angedeutet hatte, griff er es auf und erzählte von sich.
Da hatte ich Vertrauen auch noch mehr preis zugeben.
Nachher tat es mir fast leid, er war so traurig darüber und das wollte ich ja gar nicht.
Wir redeten über anderthalb Stunden, mittlerweile hatte auch er schon längst Feierabend und unsere Kollegen scheuchten uns nach Hause ("Ihr zwei würdet hier auch noch übernachten und den Laden gar nicht mehr verlassen, wenn euch einer Lebensmittel liefern würde, was?")

3 Tage später erzählte er mir dann, dass er bald zum Nürburgring wolle und ob ich nicht mit wolle.
Ich meinte, dass es gut klingt, ich aber noch nicht sicher wisse, ob es geht.
Ich freute mich sehr, dass er gefragt hatte... andererseits... den ganzen Tag von 5 Uhr früh mit ihm unterwegs sein, ihn während der Autofahrt sicher öfter bitten müssen, mal zu halten, weil ich aufs Klo müsste (Mädchenblase halt, argh, peinlich) und mir Autos anzusehen, mit jemanden der sich da auskennt und hin und weg davon ist, wo ich mir immer nur denke: "4 Reifen, rollt, ist n Auto"...
Ich hatte Angst es langweilig zu finden und es nicht gut genug verstecken zu können, denn er ist begeistert davon und soll ja Spaß an seinem Ausflug haben und auch wirklich machen, was er da möchte.
Nur, wenn ich jetzt absagte - nachher würde er nie wieder fragen.
Ich schätze ihn so ein. Er hatte sich überwunden und mich gefragt, obwohl er sonst andere Menschen eher von sich fernhält und nun würde ich ablehnen. Da würde er mich doch nie wieder fragen, ob ich etwas mit ihm machen wollte. Er würde sich komplett zurück ziehen.
Mist! Wie komme ich aus der Nummer wieder raus?
Wir verbrachten mittlerweile auch unsere Mittagspausen öfter zusammen, oder sahen uns nach der Abreit noch kurz, tranken einen Kaffee, oder waren einmal Essen.
Eine definitive Antwort gab ich aber immer noch nicht.
Ich diskutierte das Ganze mit meinem Vater, meiner Mutter, meiner besten Freundin, aber zu nem ordentlichen Ergebnis kam ich nicht.
Irgendwie muss er das aber gespürt haben, oder er kam selbst auf diesen Gedanken.
Jedenfalls fragte er mich ein paar Tage später, was ich davon halten würde, wenn wir gemeinsam in den Zoo fahren. Im Zoom wäre ich ja noch nie gewesen und er würde auch gern mal wieder hin.
Mal ganz davon ab, dass ich es so mutig von ihm finde, dass er wirklich nachgehakt und nochmal nach einem Treffen gefragt hat, war die Idee mit dem Zoo einfach klasse. Ich liebe Tiere und ich wollte ja wirklich gern etwas mit ihm machen.

Also gingen wir in den Zoo.
Es war ein wirklich toller Ausflug.
Er lud mich ein, ich sorgte für den Proviant (hatte auch extra gebacken), zwischendurch gab er noch Eis und Kaffee aus.
Wir redeten die Ganze zeit über, waren kaum mal still.
Ich war zu dem Zeitpunkt noch nicht wirklich verliebt, aber ich schwärmte schon für ihn und war vor allem eines: unheimlich neugierig, auf diesen interessanten Mann.
Und da ich ihn eben nicht nur als "Papa" betrachtete, reizte ich ihn manchmal auch ein wenig, flirtete ein wenig, triezte ihn.
Nun, ich bin eben, wie ich bin und ich bin eh sehr offen.
Und er ging darauf ein.
Ich finde, er war kein bisschen besser, kein bisschen zurückhaltender als ich *lach*
Weil er mich nach dem Zoobesuch noch nicht direkt nach Hause bringen wollte, fuhren wir noch nach Essen und er lud mich auf ein Eis ein.
Aber selbst dann saßen wir noch eine Stunde, in seinem Auto, vor meiner Haustür und redeten.

In der Zeit zwischen diesem Gespräch auf der Couch und dem Zoobesuch begannen wir auch zu chatten.
Manchmal fast nächtelang.
Hin und wieder schlief er davor ein und ich bekam erst Minuten, manchmal Stunden später eine Antwort *lächel*
Er machte sich Sorgen, weil ich so wenig schlief (aber das tat ich schon immer), überhaupt war er sehr besorgt. Im Zoo sollte ich den Kampfhund nicht streicheln, auf der Straße auf die Autos aufpassen, im Laden nicht so viel schleppen... Das sich jemand solche Gedanken und Sorgen um mich macht, war etwas Neues für mich.

Während dem Zoobesuch und den Chatgesprächen danach, mochte ich diesen Mann immer mehr. Wartete immer ungeduldiger, wann er Abends on kommen würde, fand es immer blöder, wenn wir unterschiedliche Schichten auf der Arbeit hatten.
So langsam musste ich mir eingestehen, dass ich mich verliebt hatte.
Oder? Er ist quasi so etwas wie mein Chef und ich bin ihm wahrscheinlich viel zu jung. Obwohl, bin ich überhaupt verliebt? Schwärm ich nicht nur? Finde das aufregend? Will ich ihn ernsthaft? Und selbst wenn, bin ich nicht ein bisschen zu anstrengend, würde ihn das nicht fertig machen (nach alldem was auch er schon erlebt hat)?

Genau diese Gedanken waren es dann auch, die mich erstmal davon abhielten, etwas mit ihm anzufangen, als er mir gestand das er sich verliebt habe und mit mir zusammen sein wolle.

Ich wollte nichts tun, was er und ich dann nach kurzer Zeit bereut hätten.

Dann hatten wir eine Woche Spätschicht zusammen.
Andere Kollegin nicht da.
Also nur wir beide die letzten 2 Stunden im Laden.
Beim Kasse machen, lehnt er sich von hinten an mich, streichelte kurze Zeit später meinen Nacken.
Er bat wir könnten uns doch noch etwas unterhalten, er könne mich nach Hause fahren. Da ich mit dem Rad da war, wollte ich das aber nicht. Dennoch ließ ich mich überreden, mit zu seinem Auto zu kommen und von da heim zu radeln.
Er schaffte es wieder mich zu überzeugen, einzusteigen und "einfach nur zu reden" *lächel*
Nein, bin nicht naiv. Aber vielleicht mag ich die Aufregung. *lach*

Danach war ich allerdings total fertig mit den Nerven, ich war mir trotzdem unsicher, wie es weiter gehen sollte, ob ich ernsthaft verliebt war, oder nur verknallt, ein Strohfeuer und wenn nicht, ob er es ernsthaft länger mit mir aushalten würde. Aber er war ein ernsthafter Mensch, er meinte es ernst und würde, zumindest nicht so bald, die Flucht ergreifen (Angst davor, dass er es irgendwann tut, habe ich allerdings immer noch).

Die Woche über redeten wir viel, über uns, unsere Gefühle, unsere Ängste.
Am Ende der Woche lud ich ihn das erste Mal zu mir ein und wir verbrachten einen wundervollen Tag und bei diesem Telefonat, bei dem ich ihm anbot auf einen Zweiten-Frühstücks-Kaffee vorbei zu kommen, merkte ich, dass ich nicht nur wollte das er zu mir kommt, sondern auch das er am Besten nicht mehr geht.

Am Sonntag dann gingen wir gemeinsam zu einem Mittelaltermarkt und wir beide waren uns einig, dass wir nun ein Paar sind. Ganz offiziell.

LG, Honigmädchen

7 Kommentare:

DerSilberneLöffel hat gesagt…

Da erkenne ich Parallelen zu uns. Oder dem, was uns war. Aber süß, Ihr beiden. :-)

Troll und Honigmädchen hat gesagt…

Dankeschön *lächel*
Aber traurig machen wollt ich dich nicht.
Und wie du auf den Post vom Troll geschrieben hast: sag niemals nie. Das stimmt tatsächlich.
GottseiDank stimmte es beim Troll und so hab ich ihn jetzt *glücklich lächel*

Anonym hat gesagt…

Huhuz :) Ich hatte leider jetzt erst Zeit mir eure Geschichten in Ruhe durch zu lesen. Hach schmacht schöööööööööön :) Eure Bilder sind schon Sprache genug und ich wünsche euch von Herzen noch viele viele viele solcher schönen Momente und weiterhin diese Liebe die ihr zwei füreinander ausstrahlt !!!

Liebe Grüße :)

Troll und Honigmädchen hat gesagt…

Oh, vielen Dank, Rebellin!
Das hast du echt schön gesagt.
Ja, ich hoffe so sehr, dass es so sein wird und will alles dafür tun.

Paula hat gesagt…

Stimmt, er sieht älter aus als er ist. Aber pssst, nicht weitersagen ;-)

Troll und Honigmädchen hat gesagt…

@Paula: *lach* Mittlerweile finde ich das gar nicht mehr, so ohne Bart und mit längeren Haaren finde ichs jetzt relativ passend. Aber wie gesagt, ich kann gar nicht gut schätzen :-)
Aber eigentlich ist mir das ja auch egal. Sieht er eben älter aus und muss ich eben weiterhin meinen Ausweis zeigen, wenn ich mir ne Flasche Wein kaufen mag :-D (Ihm macht das manchmal etwas mehr aus. Aber dazu nur eine großes "PÖH, ach was" von mir).

Paula hat gesagt…

Was musst du denn auch gleich so jung aussehen! Mr Paula "kämpft" um jedes einzelne graue Barthaar ... (weil ihm am Kopf noch keine grauen Haare wachsen). So hat jeder Mann es mit dem Alter. ;-)